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Strategie – ruhige Nächte für Unternehmer

Keine Zeit! In einem Landgasthof im schweizerischen Mittelland sitzen in einem Sitzungszimmer drei Handwerker, zwei Verkäufer, ein Werkstattleiter, je die Finanz- und Personalverantwortliche und der Patron einer mittleren Unternehmung. Die Gesichter drücken von grosser Skepsis bis hin zu Verwunderung (was soll ich denn da) so ziemlich alles aus. Der Inhaber dieser Firma hat sich entschlossen nicht nur über die Industrialisierung 4.0 zu sprechen, sondern was zu tun. Er will für die Herausforderungen, denen er sich in fünf Jahren zu stellen hat, gewappnet sein. Wie kam es dazu? Vor über einem Jahr rief mich der Besitzer der Firma an und wollte, dass ich einen Strategiecheck bei ihm durchführe. Rasch war uns beiden klar, dass er genau wusste, dass er eine Strategie benötigt und so trafen wir uns zur Besprechung des weiteren Vorgehens. Nach kurzer Zeit war er vom Strategiefindungs- und Umsetzungs-Prozess überzeugt. Jedoch habe er momentan wegen des hektischen Tagesgeschäfts keine Zeit, er werde sich melden … 14 Monate später (!) erhielt ich von ihm einen Anruf, er wolle die Strategie nun an die Hand nehmen. Gesagt, getan.


Keine Angst vor dem Kurswechsel Am Ende des zweitägigen Strategieworkshops hatten wir die Strategie, die in fünf Jahren zu erreichenden Ziele sowie die Ziele fürs kommende Jahr definiert. Das wichtigste jedoch war und ist: Die Strategie ist in der Firma verankert. Ein Teil der Belegschaft hat daran mitgearbeitet, weiss, wohin die Reise geht und hilft mit, die Strategie umzusetzen. Denn dies ist im Strategie-Prozess der zweite wichtige Teil: die Umsetzung!

80 Prozent der Führungskräfte sind zwar überzeugt, dass ihr Unternehmen die richtige Strategie hat, aber nur 14 Prozent sind der Meinung, dass diese auch richtig umgesetzt wird. (Norton 2006)

Produkte, Prozesse und Organisation müssen nun gemäss der neuen Strategie angepasst und entsprechend umgesetzt werden. Durch die Mitarbeit an der Strategie kennt ein Teil der Belegschaft diese sehr genau und kann so den Patron tatkräftig bei der Implementierung unterstützen. Es zeigt sich immer wieder, dass eine derart erarbeitete Strategie nicht in der Schublade verschwindet, sondern nachhaltig in der Firma verankert ist. Die Investition in diesen Prozess führt so zu einem tatsächlichen Mehrwert fürs Unternehmen.

Nur 5 Prozent der befragten Mitarbeitenden verstehen die Unternehmens- oder Bereichsstrategie. Der Grund: Strategien sind oft abstrakt, zu wenig präzise und nicht verständlich formuliert. (Krause 2006)

Interne Widerstände gegen Umorganisationen im Zuge von Strategie-Prozessen treten hauptsächlich wegen Unkenntnis und Angst vor Veränderung auf. Durch regelmässige Information der Angestellten (interne Kommunikation) über die einzelnen Schritte der Umsetzung können diese Widerstände zum grossen Teil ausgeschaltet werden. Die Mitarbeitenden spüren so den Chef und verstehen, dass es hier nicht um ein Sandkastenspiel der Vorgesetzten geht. Die Motivation das gesetzte Ziel gemeinsam zu erreichen ist in der ganzen Firma hoch.

Keine Ausreden mehr Weshalb wird es denn in so vielen Firmen nicht gemacht? Mir begegnen vor allem zwei Haltungen von Patrons: 1. «Das Tagesgeschäft lässt mir keine Zeit für die Erarbeitung einer Strategie». Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich habe vollstes Verständnis für die tägliche Belastung eines KMU’s heutzutage. Nur, es braucht nun wirklich nicht viel Zeit um eine Strategie zu erarbeiten. Der länger dauernde Prozess der Umsetzung kann anschliessend während des laufenden Geschäfts getan werden. Wenn Sie einen Teil der Belegschaft mit einbeziehen, ist die Motivation dafür hoch und wird nicht als Belastung oder Sandkastenübung abgetan. … und schlussendlich gewinnen Sie Zeit. 2. «Das Geschäft dreht so schnell, da gilt die Strategie in ein paar Jahren ja sowieso nicht mehr». Richtig! Eine Strategie muss regelmässig überprüft, evtl. angepasst und vielleicht sogar geändert werden. Zuerst einmal gehört das zum normalen Strategie-Prozess. Und passen Sie die Strategie nicht regelmässig an, kann es passieren, dass Sie sich mit Ihrer Firma rasch auf dem Abstellgleis oder in einer Sackgasse wiederfinden; und dies nur, weil Sie am Markt, an der technologischen Entwicklung, an den Kunden, an … vorbeigeplant haben. Der Aufwand hier wieder raus zu kommen ist um ein Vielfaches grösser als jener einer regelmässigen Überprüfung.

Liebe Patrons, vertrauen Sie Ihren Mitarbeitenden, riskieren Sie die Investition von etwas Zeit und Sie erhalten die Sicherheit und die Unterstützung Ihrer Mitarbeitenden, auf dem richtigen Weg zu sein. Unterstützt übrigens auch einen ruhigen Schlaf.

Norton, D. P. (2006): Corporate Performance Management Conference. In: CFO Magazine. Krause, O. (2006): Performance Management: Eine Stakeholder-Nutzen-orientierte und Geschäftsprozess- basierte Methode. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden.

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